
Swisttal. Nach der Flutkatastrophe war es Ziel des Wiederaufbaus, die zerstörten Außenanlagen des Rathauses unter nachhaltigen und ökologischen Aspekten wiederherzustellen. Hier lag das Hauptaugenmerk auf der klima- und insektenfreundlichen Neubepflanzung der Grünbeete. So war es möglich, das Rathausumfeld zugleich auch ökologisch aufzuwerten. Zur Förderung der Biodiversität wurden 16 insektenfreundliche Staudenarten verwendet, darunter 11 heimische Arten beispielsweise die Schlüsselblume, der Storchschnabel und die Witwenblume.
Für die Staudenbeete wurde aufgrund des Klimawandels erstmals sogenanntes Lavagranulat verwendet. Diese Mulchschicht schützt den Boden in besonderer Weise vor Austrocknung während langanhaltenden Trockenperioden und dient zudem als Frostschutz im Winter. Lavamulch wirkt als Drainageschicht und ist wasserdurchlässig, weswegen er somit keine Verdichtung des Bodens darstellt, während er gleichzeitig den Boden lange feucht hält. So müssen die Beete seltener bewässert werden und es kann Wasser gespart werden. Zudem hält die Mulchschicht Unkräuter weitestgehend fern. Dadurch wird der Pflegeaufwand verringert. Darüberhinaus senkt Lavamulch -im Gegensatz zu Rindenmulch- weder den pH-Wert des Bodens noch verrottet er, was dazu führt, dass kein regelmäßiger Materialaustausch erfolgen muss.
Um Wildbienen neben einer Futterquelle auch Nistplätze zur Verfügung zu stellen, wurde in einem der Staudenbeete ein „Sandarium“ angelegt. Sandarien sind ideale Nisthilfen für Wildbienen. Lediglich ein Viertel der Wildbienen können klassische Insektenhotels nutzen. Dreiviertel aller Wildbienen sind sogenannte Erdnister, die Ihre Niströhren im Boden bauen. Sandbeete eignen sich somit hervorragend, vor allem wenn wie bei der Wiederherstellung des Rathausgartens, den Insekten gleichzeitig Totholz zu Verfügung gestellt wird. Die Wildbienen nagen das Material ab und verschließen damit ihre Brutröhren.
Eine weitere ökologische Aufwertung erfolgte durch die Pflanzung einer heimischen Hainbuchenhecke. Heckenstrukturen aus heimischen Pflanzenarten bieten Schutz und Lebensräume für zahlreiche Tiere. Schließlich wurde die bestehende Obstbaumreihe mit fünf weiteren Obstbäumen sowie 21 Obststräuchern ergänzt. Die Umgestaltung der Außenanlagen vor und hinter dem Rathaus wurde durch die Firma Antonius Lantzerath Garten- & Landschaftsbau, Straßfeld durchgeführt.
Ergänzt wird die ökologische Aufwertung durch den bereits 2023 erweiterten Rathausparkplatz: da durch die benötigten Containeranlagen Parkplätze wegfielen, wurde der überdies flutgeschädigte Parkplatz zukunftsfähig und nachhaltig wiederhergestellt. Es wurden Grünflächen geschaffen, die gemeinsam mit dem verbauten Sickerpflaster der Parkplätze als Versickerungsfläche fungieren und nach Fertigstellung der Arbeiten des Parkplatzes mit insgesamt 16 Feldahornen bepflanzt wurden. Dies sorgt für Verschattung, dient als Kompensation durch die Flächeninanspruchnahme und trägt zum Klimaschutz bei.
Die sukzessive Umgestaltung öffentlicher Grünbeete in naturnahe Flächen soll neben der ökologischen Aufwertung auch zur Förderung der ökologischen Bildung und des Umweltbewusstseins beitragen und zur Nachahmung im eigenen (Vor-)Garten anregen!